Ein Hauskonzert
Ich startete diese Reise mit einem neuen Kontakt zu einer 77-jährigen Japanerin, die 50 Jahre lang in Deutschland gelebt hatte. Vor zwei Jahren übersiedelte sie wieder in ihr Geburtsland. Als junge Frau kam sie zum Musikstudium (Kirchenmusik) nach Deutschland; trotz Bitten ihres Vaters kehrte sie nicht nach Japan zurück. Nun versucht sie, in Tokyo wieder heimisch zu werden – ein Weg dazu war für Seiko Kakefuda die Veranstaltung von Hauskonzerten.
Eigentlich sind es eher Studio-Konzerte, denn musiziert wird in ihrem Studio/ Atelier, in dem sie kleine Schmuckstücke aus (künstlichen) Perlen herstellt. Über die ästhetischen Vorlieben der Japanerinnen findet sie ihren Einstieg wieder in den hiesigen Lebensalltag.
Ihre Liebe zur klassischen Musik hat sie zusätz-lich eingesetzt, zu Hause wieder Kontakte zu knüpfen. Drei Konzerte hat es bisher gegeben – und dabei hat sich eine kleine deutschsprachige japanische Musikgemeinde eingefunden.
Seiko Kakefudas Instrument war immer die Blockflöte. Zusammen mit dem Musiker-Ehepaar Ai und Tadahiko Kanno, Piano und Kontrabass/Tuba, standen vor zwei Tagen Mozart und Händel auf dem Programm. Umrahmt oder garniert wurden die beiden Klassiker von volkstümlichen Stücken und Melodien,wie einer Variation des englischen Volksliedes „Greensleeves).
Mini-Konzert oder Hausmusik – für Seiko Kakefuda sind einführende oder verbindende Worte wichtig, denn hinter den meisten Melodien oder Kompositionen stecken Geschichten. Die „Greensleeves“ Geschichte habe ich erst nach dem Abend recherchiert. Auch für den Abschluß Händels „Tochter Zion“ gibt es eine Geschichte, nicht nur die von Händels Verwendung der Melodie, sondern auch von einem möglichen aktuellen Bezug (dazu gibt es einen eigenen Text).
Es war ein Nachmittag, an dem dieses Konzert stattfand, dem amerikanischen Thanksgiving (23.November). In Japan ist dieser Tag eine gesetzlicher Feiertag, was nicht bedeutet, dass die Menschen nicht trotzdem zur Arbeit gehen.
Das Studio von Seiko Kakefuda war bis auf den letzten Sitz „besetzt“
Die Musiker steckten ihre ganze Freude in die Melodien – und das Gespräch danach nahm diese Freude wieder auf. Stollen, Gebäck, Kaffee und Tee wärmten die Gemüter und die schon leicht eingesetzte Dunkelheit ließ weihnachtliche Gedanken aufsteigen.
Klingt gut! Ein deutsch-japanisches Hauskonzert in Japan – eine interessante Mischung.
Ich wäre gern dabei gewesen. Danke für die athmosphärische Beschreibung