Bauhaus Museum Weimar – Presserundgang über eine Baustelle

am Hauptbahnhof Weimar. Hat da Jeff Koons auf das Bauhaus abgefärbt?

Kam man am Donnerstag, dem Tag der ersten Pressekonferenz für das Bauhaus Museum Weimar, vor die drei Eingangstüren, so war nicht ersichtlich, welche Tür denn Einlaß gewährend würde. Man sah viele Rücken hinter den Glasscheiben. Ich folgte einem Vorgänger. An zwei Stehtischen, wie man sie bei Improvisations-Anlässen gerne vorfindet, machten zwei freundliche, aufgeräumte junge Frauen Check-in. Gemessen an dem Fragebogen zur Akkreditierung ein äußerst simpler, unbürokratischer Akt.

Man stand gleich im hoch und offen wirkenden Foyer des Bauhaus Museums. Sofort war aber auch klar: hier herrschte aktuell nur Improvisation.

Die Situation gab vor: dies wird eine Baustellenführung. Erst ging es ins Untergeschoß zur Phalanx der Verantwortlichen für das Große und Ganze und zu den Statements der Besonderheiten. Thüringens Minister für Kultur, der Oberbürgermeister von Weimar, der Präsident der Klassik-Stiftung skizzierten ein blendendes Umfeld des neuen Museums, beschworen eine neue politische Landkarte. Alle Redner (aus dem politischen Bereich) waren so voller Lob, Erleichterung und Begeisterung, dass die als kurz angekündigten Wortbeiträge immer länger wurden. Die Beiträge der Architektin und der Leiterin des Bauhaus Museums standen am Schluß und die Rednerinnen auch abseits der sitzenden Vorredner. Sie brachten sachliche Informationen, aber nicht alle Gedanken zu Ende, denn sie standen extrem unter Zeitdruck und wurden dann auch noch „abgewürgt“.

Ich nahm die zwiegespaltene Situation auf und konnte sie auch beim anschließenden Rundgang nicht mehr los werden.

Es wurde schnell klar, warum in den Einladungstexten Hinweise auf „geführte Rundgänge“ zu finden waren: Die Arbeiten an der Ausstellungspräsentation der drei Ebenen waren noch voll im Gange. Geschätzt ein Drittel der Exponate waren sichtbar, aber natürlich fehlte jeglicher Zusammenhang. Er wurde von den Mitarbeitern des Museums kenntnisreich und kompetent vermittel. Dennoch fand ich nachher kaum mehr als Bruchstücke in meiner Erinnerung: zuhören, auf Exponate schauen, den Anschluß nicht verlieren und weder auf Arbeitstische fallen, noch den Einrichtern der Präsentation die Wege und den Raum für Armbewegungen versperren, das war fast mehr als Multi-Tasking.

Es blieben die Sätze der Museumsleiterin Ulrike Bestgen aus er Pressekonferenz und das Gefühl, dass viele gute Gedanken zusammen gebracht wurden, aber sichtbar konnte das alles nicht werden.

Was in Ansätzen verständlich wurde, war die Vielfalt der Bauhaus-Gedanken und –Lehre in den Weimarer Jahren. Das ist ein deutliches Anerkennen der damaligen Situation und nicht der immer gern formulierten Bauhaus-Idee(ologie).

Ausstellungspräsentation auf der zweiten Ebene

Auf der ersten Ebene gibt es eine zentrale Bildwand, die emblematisch die Situation von Bauhaus-Lehre und –Realität vermittelt. Ohne Erläuterung ist diese Wand zwar nett, aber nicht aussagekräftig. Mir sind nur noch Bruchstücke im Gedächtnis – und der Katalog verzeichnet leider weder diese Wand noch eine nachvollziehbare kurze Geschichte. Beim Erläuterungs-Rundgang war und blieb die Atmosphäre leicht, angenehm und konzentriert, doch diese Rundgänge mußten Stückwerk bleiben; in keiner der drei Ebenen war es möglich, die Ausstellungspräsentation so zu erfassen, dass man mit einem „runden“ Bild nach oben oder unten wechselte.

Jeder einzelne der Beteiligten an diesem Tag der Pressekonferenz trägt möglicherweise keine Schuld an der chaotischen Situation, aber für jeden einzelnen müßte es ein unerträglicher Druck sein, das Museum so der Öffentlichkeit über die Presse vorzustellen.

Beim Festakt einen Tag später soll das Museum, so habe ich gehört, „normal“ gewirkt haben und die Präsentation vollständig gewesen sein.

Georg Muche, der Entwerfer vom Haus am Horn

p.s.  Dieses kleine Selbstportrait von Georg Muche (1895-1987) fiel mir beim Rundgang auf, vor allem wegen der „typischen“ Russenkittel-Bekleidung, die Oskar Schlemmer in einem Brief erwähnt. Aber zugleich erinnert mich dieses Blatt an meine einzige Begegnung mit Georg Muche in Düsseldorf in den 1980er Jahren. Künstlerfreunde stellten ich mir vor – und ich konnte mit seinem Namen nichts anfangen. Bis heute bedaure ich das Gespräch, das ich nicht mit ihm führte.

 

 

Vorratsgefäße von Theodor Bogler für das Haus am Horn. Heute zu finden bei Manefactum. Aufgefunden in einer von 80Kisten, die schon 1923 für das Museum Weimar gesammelt wurden und die folgenden Zeiten still in einer Ecke überdauerten.

 

2 Gedanken zu „Bauhaus Museum Weimar – Presserundgang über eine Baustelle

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