
August 2005 Migranten warten auf interessierte Kundschaft. Ob man sie heute auch noch so antrifft?
Der Rückblick geschah zufällig, beim Aufräumen von Bilddateien.
Aus der eigenen Verblüffung „So sah das damals aus?“ entstand eine kurze Bildstrecke zu zwei Aufenthalten in Rom. Es ist nur ein „Blick zurück“, für den „im Zorn“ steht eher eine Verwunderung.
Tagebucheintrag vom 15. August 2005
15.00 Uhr – pünktlich am 15.08. (Ferragosto) beginnt der Wetterumschwung. Von den bisher konstanten 30°C ist nichts zu spüren. Seit unserer Ankunft – ca. 8.00 am Flughafen, an der Filiberto gegen 10.00 Uhr – ist der Himmel wolkenverhangen und jetzt regnet es sogar.
Der Regen hielt nicht lange an…
Wir fuhren zur Einstimmung nach Trastevere. Das Café, das wir beim letzten Aufenthalt zweimal aufgesucht hatten, war geschlossen wegen ferie. Wir setzten uns ein paar Schritte weiter vor eine winzig kleine unscheinbare Bar. Jetzt waren die Tische durchaus auch mit Touristen besetzt. Der Café kostete € 1,20. Insgesamt war es sehr ruhig auf den Straßen, sehr viele Läden waren verschlossen. Wir gingen in die Kirche mit dem barocken „Paradies“, die gegenüber dem Café lag. Wir hatten sie schon beim letzten Rom-Besuch gesehen, sie aber nicht betreten, sie sah zu wenig alt aus.
Der Kirchenraum war licht und hoch; keine Enge. Ein Cosmaten-Fussboden, 22 römische Säulen aus Thermen des Settimus/Settimius und einer Naumachia (Seeschlacht in Amphitheatern) von Caesar, eine aufgebart Seelige, Beata Anna Maria Taigi, ein Museum für sie mit einer sehr lebendigen Portraitbüste von Pio Nono, eine Reliquienkapelle, einem schönen alten Taufbecken mit einem hölzernen Aufsatz (gehörten wohl nicht zusammen), einem byzantinisch wirkenden Marien Gemälde aus der Mitte der 1950er Jahren, ein sehr dunkles Chorgestühl und eine in unseren Tagen zu Ehren der 800 Jahrfeier des Ordens der Heiligen Dreieinigkeit ausgemalte Kapelle, sehr zentral links neben der Apsis gelegen.
Wir waren fast allein in der Kirche, hielten uns auch lange dort auf, der Sakristan schaute ein paar Mal im Hauptschiff nach uns, wohl irritiert von meinen Foto-Blitzen. Ein Amerikaner kam und fragte nach der Seeligen Taigi. Er kannte sich offensichtlich in ihrem Leben, vor allem aber auch in ihrem Nachleben aus.
Der Cosmaten-Fußboden wird in einem italienisch geschriebenen Faltblatt auf das 12. Jahrhundert datiert, in zwei Reiseführern auf das 11. oder 13. Jahrhundert.
Die Kirche ist dem hl. Crisogono geweiht, der unter Kaiser Diokletian enthauptet wurde. Dioklatian hatte versucht, mit der Wiedereinführung des Jupiter Kultes das System des römischen Reiches zu stabilisieren. Es gelang nur für wenig Jahre, denn anschließend betrat Konstantin die politische Bühne und unterstützte das Christentum.

Auch das Spielzeug will mal an die frische Luft

Farben als Lockmittel für Touristen an der Via Caetani

Blick vom Aventin
17.08.2005
Vom Aventin mit seinem herrlichen blick auf die Stadt gingen wir zwischen zwei hohen Mauern eine einsame Straße hinunter zur S. Maria in Cosmedin, eine weitere der einfachen, alten Kirchen. In ihrem Porticus steht der Bocca de la verita, bei dem junge Leute meistens Schlange stehen, um in den „Mund der Wahrheit“ ihre Hand zu stecken und sich fotografieren zu lassen. Die Kirche ist innen gänzlich eingerüstet.
Über die Via Teatro Massimo und einen Schlenker durch das nach links angrenzende Viertel in Richtung Pantheon kamen wir wieder in die Emanuele Filliberto.
18.08.2005
Um 14.00 Uhr stand (auf meinen Wunsch) nochmals ein Besuch in der Nekropole unter S.Peter auf dem Programm.
Nun habe ich zweimal Lenin in seinem Mausoleum und zweimal das Grab Petri gesehen – das reicht für ein Leben. Entgegen der Ankündigung war es keine englische, sondern eine deutsche Führung (7 Personen). Eine Ordensnovizin führte uns. Sie erzählte alles mit dem Herzblut ihres Glaubens und konnte dabei kaum die richtigen Worte finden. Es kostete sie schon große Anstrengungen von ihrem heimischen schweizerischen Dialekt in ein angemessenes Hochdeutsch zu wechseln, dann aber auch noch sachliche Erläuterungen für das zu finden, was für sie eine tiefe Herzensangelegenheit war, führte zu einem ständigen Stolpern. Weil sie glaubt, wurden für sie alle sachlichen oder wissenschaftlichen Möglichkeiten zu Gewissheiten. Ihren Ausführungen musste man entnehmen, dass das Petrus Grab geöffnet wurde und dass man auch Knochen, aber nicht im Grab, sondern in einer Nische daneben, gefunden und untersucht hatte. Die Ergebnisse ließen dann mit ihren Worten und ihrer Vorstellung einen Mann von 60-70 Jahren, etwa 170 cm groß, entstehen. Dieses Bild gab dann ihrem Glauben noch mehr Sicherheit. Für sie war die Annäherung an das Apostelgrab tatsächlich die Annäherung an das Zentrum ihres Glaubens. Ein schönes Beispiel für die apostolische Grundlage des Katholizismus.

soviel sollte man in Rom als Tourist einpacken

Das traditionsreiche Café Greco, Treffpunkt der Deutschen, erstaunlicherweise nicht überlaufen
Ein wenig Rückschau auf zwei interessante Daten
1759
Der württembergische Hofmaler Friedrich Wilhelm Beyer legt deutschen Fürsten den Plan zu einer deutschen Akademie in Rom vor.
Giov. Gaetano Bottari gibt Vasaris Lebensbeschreibungen der Künstler der Renaissance neu heraus.
(Mai) Winckelmann wird Bibliothekar des Kardinals Alessandro Albani (1692 bis 1779).
1760
Gründung des Cafè Greco in der Via Condotti in Rom, nahe dem Spanischen Platz. Das Cafè entwickelt sich, besonders seit Ende des Jahrhunderts, zu dem wichtigsten Treffpunkt der deutschen Künstler.

eine ironische Installation auf blanken Quadern am Weg
14.04.2007 Mittwoch
Am Morgen sang eine Lerche irgendwo vor dem Schlafzimmerfenster. Sie erinnerte mit an Romeo und Julia.
Der Regen hatte aufgehört, aber der Himmel war trübe. Länger im Bett gelegen, Müdigkeit gefühlt, dann beim Frühstück gebummelt und anschließend Postkarten geschrieben. Nach der Mittagszeit zum Petersplatz, Briefmarken von der Vatikanischen Post für einen Teil der Karten gekauft, dann zu Fuß zum neuen Museum „Ara Pacis“, das auf dem gegenüberliegenden Tiberufer vor nicht allzu langer Zeit eröffnet wurde. Dort sind die Reste des Friedensaltars von Augustus in eine Rekonstruktion eingefügt. Es ist eine luftig inszenierte pädagogische Demonstration. Sie ist so pädagogisch wie trocken. Für Spezialisten mag das sehr spannend sein, für Halbgebildete schon längst nicht mehr. Eine imposante Architektur, die ihren Gestus auf das Ausstellungsgut übertragen muss.
Im Nieselregen von dort zur Kirche S. Maria del Popolo, die Chigi Kapelle ansehen. Die Kirche ist überfüllt mir barocken Elementen, daneben aber wie von aller Farbe entblättert. Ich wurde nicht warm beim aufmerksamen Durchgehen. Zwei Caravaccio Gemälde (Bekehrung des Saulus und Kreuzigung des Petrus) in einer Kapelle links vom Altar waren ungewöhnlich in ihren Sujetkompositionen, aber mit Caravaccios Sicht der Sujets habe ich so meine Schwierigkeiten. Gewissermaßen ohne Ergebnis von dort ein wenig kompliziert mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Wohnung zurück gefahren. Vorher im Minimarket eingekauft. Eine Flasche Wein durfte ich nicht kaufen, das war verboten, weil heute Abend das Championsleague Fußballspiel zwischen AS Rom und Manchester United =Manu im Olympiastadion war. Man hatte wohl Angst vor alkoholisierten Ausschreitungen. Aber die Manu-Anhänger hatten heute an der Piazza Popolo aus großen Pappbechern Bier getrunken. Also habe ich auch eine Flasche Bier zum Abendsessen und zum Spiel getrunken. Rom hat 2:1 gewonnen. Aber richtige Lust zum Spielen hatten beide Mannschaften nicht.

Werbung weiß, wie sie uns motiviert

…und hier iost die private Hoffnung