Archiv der Kategorie: 2015_Reise Japan

Naoshima – die Kunst-Tour

25.03.

Die Sonne ging schon kurz nach 5 Uhr auf, aber die Museen öffne- ten erst zwischen 9.00 und 10.00 Uhr. Aber gegen 6.00 Uhr stand ich schon mal auf und ging zur Dusche, denn ich übernachtete in einem Gästehaus im Vierbett-Zimmer und es gab für alle Gäste, dazu gehörten wohl noch wenigsten vier weitere Gäste, nur 1 Toilette und 1 Dusche.
Um 9.00 Uhr holte ich mir den Kaffee im örtlichen 7 eleven Laden und so etwas wie ein Frühstücksteilchen und entschloss mich, die Tour zu Fuß zu machen. Im Internet gab es einerseits genau die- sen Hinweis, andererseits berichtete eine dänische Künstlerin mir gerade noch, wie angenehm es im vergangenen Jahr mit einem Elektro-Fahrrad war. Ich hätte es gerne ausprobiert, aber ich bleibe ja so gerne stehen, schaue und fotografiere – und ich hatte ja plenty of time. Der Weg über einen niedrigen Hügel, entlang der Verkehrsader der Insel, war kurz und kurzweilig und bald stand ich vor einem Haus, das ich im Internet gesehen hatte und das dem Art House Projekt zugehörte. Da stieg ich ein, wörtlich zu nehmen, denn hier begann es mit dem Schuhe ausziehen und auf Strümp- fen die Kunst durchstreifen. Sechs Häuser gehören zu diesem Projekt und der gemeinsame Eintritt kostet Yen 1.000 (ca. € 8,-).
In allen Projekten und in allen Museum (nicht nur auf der Insel) ist das Fotografieren verboten. Also gibt es keine Belege für das, was ich gesehen und empfunden habe. Man kann davon ausgehen, dass diese Verbote nicht kontrolliert werden, aber ich habe mich bisher immer daran gehalten, obwohl ich selbst beim Hinweis von angedrohten Kamera-Checks (in einem Tempel) nichts dergleichen erlebt habe.
Meine Selbstdisziplin (obwohl ich es gewohnt bin, in Museen zu fotografieren, weil es in Deutschland mittlerweile nahezu überall erlaubt ist) liegt in erster Linie daran, dass das Fotografierverbot mich mich zwingt, mit den Augen zu fotografieren. Zur Bebilderung brauche ich dann Kataloge oder Postkarten. Die sind leider nicht von einer Qualität, dass sie mir bei meinem Schreiben helfen. Da müssen dann doch, wie früher, die Wörter und Formulierungen aushelfen.
Die sechs Häuser des Art House Projekts zu beschreiben, sprengt hier den Rahmen, denn eines ist allen gemeinsam: sie zeigen, visualisieren und definieren den Raum.
Raum ist nicht nur ein wichtiges Wort bei den Architekten, auch in der Kunstauseinandersetzung ist Raum eine feste Komponente. Wenn es dann doch um Häuser – Wohnbehausungen – geht, kommen die abstrakte und die reale Komponente zusammen und der Begriff swingt hin und her. Die Art House Räume sind aber nicht belebt, sie sind Raumdefinitionen, die zur Kunst werden oder die mittels installativer Eingriffe den Raum als Empfindung formu- lieren.
Von den sechs Häusern sind vier alte traditionelle japanische Architektur, eines ist ein Shrine und eines für eine Licht-Raum-Definition von James Turell eigens gebaut.
Der Go’o Shrine und das Haus Ishibashi haben mich in besonders starker Weise beeindruckt.
Der Shrine hat zwei Veränderungen erfahren: vor dem eigent- lichen Shrine, einem aufgeständerten Haus mit einer verehrungs- würdigen Figur, ist ein Steinfeld aus weiß-geäderten mittelgroßen Kopflingen angelegt worden und zum Shrine hin führt eine Treppe aus dicken Glasstufen, den den Shrine aber nicht erreichen. Der Weg zum Himmlischen, dem Göttlichen ist zwar ätherisch, aber doch nicht geschlossen. Was man nicht sieht, ist eine Fortsetzung dieser Treppe, die unter die Erde führt. Der Ticketier, der zugleich auch ein Helfer mit Erläuterungen sein kann, drückt dem Besucher aber mit deutlichem Hinweis eine Taschenlampe in die Hand und weist ihn auf einen Eingang in den Berg. Durch einen nur schulter- breiten Gang kommt man an den Beginn der Treppe und schaut nach oben zu einem verheißungsvollen Licht. Was sofort da war: Hinab zu den Müttern und hinauf zum Licht.
Das Ishibashi House ist weiträumig und in einem berückenden Maße ein perfekter Raum. Die Familie prosperierte (so der englische Text) durch Erfolge im Salz-Business. Hofflächen und Räume sind leer, z.T. abgesperrt und strahlen so ihre intensive Proportionalität aus. Das wird kongenial unterstrichen durch malerische Arbeiten im japanischen Tusche-Stil, in beiden Fällen direkt auf die Wand aufgetragen. Eine in vier Gefache aufgeteilte Wand scheint eine wie mit Russ und Verkohlung gemalte Berg- landschaft zu sein, im zweiten Raum ist es eine dreiseitige Darstellung eines Wasserfalls (wobei mir der gefrorene Niagara Fall gleich in den Sinn kam, weil er ähnlich hufeisenförmig herabströmt und sein Gefrorensein der am Fließen gehinderten Farbe nahe kommt .
Das sind die Geschichten, die erzählt werden können, aber in allen Fällen ist es vor allem die Empfindung von Raum, die in mir weiter wirkt. Es sind Räume, die demjenigen, der sie betritt, vermitteln, dass man in ihnen frei und geborgen ist. Ob man darin auch würde wohnen können, steht außerhalb dieser Demonstration. Es sind keine Show-Rooms für ein Wohn-Design. Ich habe Ruhe, Aus- geglichenheit und Zuversicht von diesem Rundgang mit- genommen.

Harte Kontrste bei hellem Licht, aber weiche Kontraste beim Kunst-Eingriff

Harte Kontrste bei hellem Licht, aber weiche Kontraste beim Kunst-Eingriff

Die gläserne Leiter des Go'o Shrine, der sein Ziel nicht ganz erreicht

Die gläserne Leiter des Go’o Shrine, der sein Ziel nicht ganz erreicht

Zu jedem Shrine gvehört eine Quelle, hier machte das Wasser beim Herabfließen leise Töne

Zu jedem Shrine gvehört eine Quelle, hier machte das Wasser beim Herabfließen leise Töne

Das Äußere des Ishibashi Hauses  zeigt nichts von seiner kionzentrieerte3n Innerlichkeit

Das Äußere des Ishibashi Hauses zeigt nichts von seiner konzentrierten Innerlichkeit

 

Naoshima – der Ort vor der Kunst

24.03.

Naoshime ist ein Synonym für den international gefeierten nachhaltigen Umgang von Kunst mit Natur und Architektur. Von/vom Menschen ist dabei nicht die Rede, in keinhem der Texte, die ich gelesen habe, wurde er dabei erwähnt. Aber er soll lernen, wie man verantwortlich mit den Produkten unseres Geistes umgehen kann.

Ich bin heute aus Osaka angereist, um Zwischenstation bei der Kunst bin der Landschaft zu machen, bevor ich nach Hiroshima fahre und mich dort mit der Kunst der Zerstörung konfrontiere.

Die Anfahrt mit Shinkansen und Regional Rapid war schnell und dennoch behaglich. In Takamatsu hatte ich zwischen Ankunft und Abfahrt der Fähre fast zwei Stunden Zeit. Ich verbrachte sie im Gartenpark der ehemaligen Burg. Ein in seiner Stille wunderbar angelegter „trockener“ Garten, dessen Kieselbachbetten tat- sächlich stimmig und richtig sind. Bewegend für mich war dabei die Anwesenheit einiger Gärtner, die in den Bäumen hockten oder auf hohen Leitern standen und die Bäume trimmten. Der winter- liche Nadelwuchs wurde wieder in Kunst zurück verwandelt.

Es war wie der längst fällige Besuch beim Friseur. Die Konzen- tration der „Beschneider“ wurde für mich zu einem Stück der Park-Meditation.

Die anschließend fast einstündige Überfahrt zur Insel Shikoku (hoffentlich ist das jetzt namentlich richtig) war ein weiterer Schritt zur Entschleunigung. Den näshsten machte sich selbst, in dem ich mich nicht gleich auf die Kunst-Tour begab, sondern erst einmal wissen wollte, wo ich bin. Denn vom Ort Naoshima liest man, wenn es um das Art Projekt geht, nichts. Und er präsentiert sich auch nicht als etwas Besonderes, er ist nicht das Cover Girl für die Naoshima Art.

Ich habe den Ort, von dem ich wirklich nichts weiß, als ein  beständiges Wechseln zwischen gestern und heute erlebt, mit verfallenden alten Häusern, schrecklich scheußlichen Zweck- und Zufallsbauten, herrlich absurden Anpassungen an Notwendigkeit, Nützlichkeit und blinden Zufall.

Begründungen habe ich für meine Schubladisierungen eigentlich nicht, nur die Empfindungen, dass es so sein könnte.

Einen Nachmittag lang bin ich durch den Ort gegangen und habe fotografiert; ich habe während der Zeit keinen der Toursiten gesehen, die den Ort, wenn es denn wärmer wird, nicht nur be- völkern, sondern wahrscheinlich auch übervölkern. Aber Alte und Kinder habe ich gesehen und mit leichten Verbeugungen haben wir einander begrüßt.

Ich lege hier eine kleine Auswahl – eigentlich schon viel zu umfangreich, vor, mit kurzen Kommentaren, die mir bei der Aufnahme oder erst beim Betrachten einfielen:

Die Fähre trägt en Namen hin und her

Die Fähre trägt en Namen hin und her

Vom öffentlichen Bad in Naoshima liest man überall, es wird auf allen empfohlen. Außen ist es ein Hippie-Tempel, drinnen irgendwie recht eng.

Vom öffentlichen Bad in Naoshima liest man überall, es wird auf allen empfohlen. Außen ist es ein Hippie-Tempel, drinnen irgendwie recht eng.

Blicke in Gärten eröffnen sich immer wieder

Blicke in Gärten eröffnen sich immer wieder

Die Schokoladenseite - dien "Strandallee", erinnert mich irgendwie an Wildwest-Städtchen

Die Schokoladenseite – dien „Strandallee“, erinnert mich irgendwie an Wildwest-Städtchen

Siehst aus wie ein verlassenes Mobilhome, ist auch tatsächlich verlassen, aber nicht mobil

Siehst aus wie ein verlassenes Mobilhome, ist auch tatsächlich verlassen, aber nicht mobil

Auch das ist nur noch eine schöne Fassade

Auch das ist nur noch eine schöne Fassade

Struktur der alten Häuser

Der Blick hinter die klassische Fassade

Der Blick hinter die klassische Fassade

Ein Hof wie ein Stilleben

Ein Hof wie ein Stilleben

Dachfreundschaften

Dachfreundschaften

Blick auf einen guten Erwerbszweig - rent a bike

Blick auf einen guten Erwerbszweig – rent a bike

Die traditionelle "Industrie"

Die traditionelle „Industrie“

Immer noch attraktiv - der Spielplatz und die Gruppe

Immer noch attraktiv – der Spielplatz und die Gruppe

Das war mal Fortschritt (bei uns) - heute immer noch?

Das war mal Fortschritt (bei uns) – heute immer noch?

Der Friedhof liegt direkt hinter den Hallen mit den Fischernetzen - das für mich berührendste Grab.

Der Friedhof liegt direkt hinter den Hallen mit den Fischernetzen – das für mich berührendste Grab.

Idyllisch-fröhliches Schlußstück

Idyllisch-fröhliches Schlußstück

Freundlichkeiten

Ein Text ohne Bilder, aber mit viel Empfindung und Fortsetzung an jedem neuen Tag

14.03.
Zehn Tage bin ich nun in Japan. Ich kann mich relativ gut alleine bewegen und brauche nicht die Sicherheit der touristischen Trampelpfade. Aber natürlich treffe ich immer wieder auf sie. Beim gestrigen Besuch in Nara war das der Fall. Hier tauchten europäische Gesichter allerorten auf, die mir im sonstigen Alltag auf meinen Wegen kaum begegnen. Dennoch war ich überrascht, als mich ein Mann auf dem Weg zu einem der vielen Tempel und Schreine in Nara auf der Straße ansprach und fragte, woher ich käme, ob ich Japan möge und wie gut es mir gefiele. Nach dieser kurzen Frageeinleitung begann er übers Wetter zu sprechen, das noch ein wenig kühl sei (obwohl ich den wärmsten Tag in Japan erlebte) und die eigentliche Saison mit der Kirschblüte erst beginne. Ohne Hast und Zeitdruck hatte der Mann das Gespräch mit mir begonnen und nach einer angemessenen Zeit schlossen wir es mit einigen Verbeugungen.
Es schien meinem Gesprächspartner eine Selbstverständlichkeit zu sein, mir mit dem kurzen Gespräch ein gutes Gefühl für den Tag zu vermitteln. Auf dem Rückweg nach Osaka nahm ich zwar einen Rapid Train, aber in diesem Zug wurden die Stationen nicht Englisch angesagt. Ich versuchte, auf meinem Osaka Stadtplan die Haltpunkte zu eruieren, denn wo ich ankommen würde, war nicht ganz sicher. Auf dem Hinweg hatte ich ein Gefühl für die Zeit und die Abfolge der Bahnhöfe entwickelt, aber es blieb eine gewisse Unsicherheit. Als ich das Gefühl hatte, es müsse jetzt bald die Station Osaka-Tennoji kommen, stand ich auf. Irgendwie schien meine Unsicherheit sichtbar zu sein. Ein Mann in Business-Anzug blickte mich an, ich fragte ihn mit dem einfachen Wort Tennoji und er nickte. Ich ging die nächste Treppe in Richtung Ausgang hoch, fand mich dann aber in unbekanntem Gelände. Wieder trat ein Mann zu mir und fragte, wohin ich wollte. Er wies mir den Weg zurück in die Richtung auf die U-Bahn.
Vor einigen Tagen studierte ich in Kobe intensiv eine kleine Umgebungskarte im Aussenbereich des Bahnhofs auf der Suche nach dem Museum für zeitgenössische Kunst. Auf meinem (recht groben) Stadtplan war es verzeichnet, auf dem japanisch beschriebenen Aushang aber nicht. Eine junge Frau, die irgendetwas lautstark den Passanten anbot, stand plötzlich neben mir und fragte mit wenigen englischen Wörtern, wohin ich wollte. Nach meinem Stadtplan konnte sie mir sagen, dass ich zu früh aus dem Zug ausgestiegen war. Am richtigen Bahnhof mußte ich zwar einen Taxifahrer nach dem Museum fragen, der mir auch den Weg wies, aber das Museum konnte ich nicht sehen. Ich hatte aber Zeit, wollte nicht unverrichteter Dinge wieder zurück kehren und ging einfach ein Stück die Museums-Straße, die ich vor Augen hatte, entlang. Museum und Museumsstraße könnten ja zusammen gehören. Es traf zu. Nach etwa 200 m fand ich links neben mir das Museum. Nicht aufgeben, ein wichtiges Kriterium beim Reisen.

21.03.
Gestern kam ich von Kyoto zurück und hatte die Loop Line für den Weg in mein Quartier gewählt. Vom Bahnhof aus wollte ich aber nicht den gleichen Weg wie morgens zurück nehmen, sondern parallel dazu durch einige schmalere Straßen gehen. Das Schachbrettmuster der Straßenanlage erleichtert solche Vorhaben, aber am besten gepaart mit ein paar erkennbaren (oder erkannten) Ecken.
Ich ging auch eine Straße, die ich schon vorher in entgegen- gesetzer Richtung gegangen war, erkannte eine Kreuzung und einen Spielplatz wieder. Dann sah ich vor mir den Eingang zu einer Marktstrasse. Da war ich richtig, war ich mir sicher. Als ich näher kam, sah ich einen Straßennamen, der mir zwar bekannt vorkam, aber einordnen konnte ich ihn nicht. Ich zögert und schaute auf meinen Plan. Der konnte mir zwar nicht wirklich helfen, aber ich hoffte (vergeblich) den Namen der Straße zu finden. Da sprach mich aus einer Entfernung von etwa fünf Metern eine junge Frau an. „Are you lost?“ fragte sie zweimal. Ich sagte zwar „No, I’m not lost“, fühlte mich aber augenblicklich so. Als ich die Stimme der Frau hörte, ging ich instinktive einen Schritt in ihre Richtung – und sie ging ebenso instinktiv einen Schritt zurück. Ich bewegte mich sofort nicht weiter, denn mir war klar geworden, dass sie aus einem „Sicherheitsabstand“ heraus mich angesprochen hatte, und den mußte ich einhalten. Ich ging weiter auf die Marktstrasse zu und machte mir klar, dass ich diesen Eingang natürlich nicht hatte sehen können. Ich kam ja von der andren Seite. Ein Schritt in die Marktstraße und ich sah all die vertrauten Fassaden.
An dieser Situation wurde mir wieder klar, wie genau und aufmerksam Japaner andere Menschen (vermutlich nicht nur Ausländer, die man nur gelegentlich in den Wohnvierteln trifft) beobachten und dabei auch helfend eingreifen.
Zuvor hatte ich mich im Museum in Kyoto auf eine Bank gesetzt, eine andere Brille aus meinem Rucksack geholt. Mein Notizbuch hatte ich neben mich gelegt und den Rucksack darauf gestellt.
Als ich aufstand, schulterte ich den Rucksack und ging vor die Wandschirm, den ich mir ansehen wollte. Da trat die in jedem Raum anwesende „Kuratorin“ ( im italienischen Sinn) an mich heran und hielt mir mein Notizbuch entgegen. Sie hatte gesehen, was ich noch nicht bemerkt hatte.

Nahezu jeden Tag gibt es diesen kleinen Szenen und immer sind sie freundlich und hilfreich und geben mir das Gefühl, dass ich in Japan wirllich nicht verloren gehen kann.

Der vorgezogene letzte Tag

22.03.

Ich habe mir heute das Programm meines letzten Tages in Japan unverhofft schon erfüllt. Heute morgen um 9.00 Uhr bin ich an der Osaka station in den Zug zum Shinkansen Bahnhof und danach in den Shinkansen nach Tokyo gestiegen. Ich habe das Netbook vor mich hingestellt und einige Textfragmente aus dem Notizbuch der letzten Tage in den PC übertragen. Bis Nagoya wollte ich nicht aus dem Fenster sehen, denn diese Strecke kannte ich schon. Die Sonne war heller und die Luft wärmer, als der heute Morgen noch- mals abgerufene Wetterbericht sagte.

ein Dorf

ein Dorf

7_Wartende

geduldig Wartende

4_Blick in Kleinstädte

Die Nahansicht einer Kleinstadt

5_alte Brücken

Idylle mit alter Brückentechnik

 

 

 

 

 

2_privates Land

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Jetzt ist es kurz nach 14.00 Uhr und ich sitze schon wieder im Zug, nun von Tokyo nach Osaka. Zwischen Ankunft und Abfahrt von Tokyo liegt nur ein Kaffee mit Gebäck bei einer der in Japan so beliebten Cafe-Ketten, die alle importiert zu sein scheinen. Heute hieß sie „Andersen“. Aber sie haben alle nur einen irgendwie europäisch klingenden Namen. Im Verhältnis zu den Kaffes, die ich in den vergangenen drei Wochen in Japan getrunken habe, schmeckte er wie zu Hause, d.h. zungenver- brühend heiß und ohne Charakter. Dafür kostete er etwa 100 Yen weniger als in den handmade Cafés (der blog ist noch nicht eingestellt). Jetzt weiß ich, dass ich diese Differenz nicht akzep- tieren werde. Ich will wieder den eigens für mich aufgebrühten für 100 Yen mehr.

Hauptbahnhof Tokyo, südlicher Ausgang

Hauptbahnhof Tokyo, südlicher Ausgang

Also dieser kurze Aufenthalt auf dem Hauptbahnhof in der Hauptstadt liegt zwischen Hin- und Rückfahrt.
In Tokyo wollte ich mir eine Ausstellung mit dem vielver- sprechenden Titel „Food Design“ von der jungen Kuratorin Ayako Suwa im Museum of Curiosity ansehen. Ich hatte gestern Abend im Internet recherchiert, nach- dem ich einen A4 Handzettel in Tajimi’s Ceramic Museum fand. Das Museum of Curiosity ist ein Teil der Universität Tokoy. Angegeben war, dass man einen JR train zur Kanazawa Station nehmen soll und anschließend einen Bus.
Ich stieg in Tokyo aus und erkundigte mich beim Verlassen des Shinkansen Bahnhofsteils beiläufig nach der Verbindung zur Kanazawa Station. Man verwies mich auf die Shinkansen Line. Aha, dachte ich, eine Station zu früh ausgestiegen und trank erst einmal meinen nicht so überzeugenden Kaffee.
Dann ging ich wieder zum zentralen Eingang der Shinkansen Linien, fragte nach einem Zug zur Kanazawa Line, sprintete auf den Bahnsteig, sah die noch offenen Türen, vergewisserte mich noch des Schriftzuges Kanazawa und war schon drin. Kanazawa wurde auch brav angesagt, ich war zufrieden, aber irgendwie doch irritiert, dass es bis Kanazawa so viele Zwischenstationen geben sollte. Ich hatte mit einer oder zwei gerechnet.
Neben mir am Fenster einer Dreiersitzreihe sass ein business-like gekleideter Herr und beschäftigte sich mit seinem Mittagessen, Reis mit see food und gelblichem Kaviar. Nach der ersten Station Ueno und einer erneuten Aufzählung all der Stationen dorthin sprach ich meinen Sitznachbarn an . Ich vergewisserte mich, dass es tatsächlich der Zug nach Kanzawa war, fragte aber noch, ob es eine Station gleichen Namens in Tokyo geben würde. „Kanazawa ist etwa drei Zugstunden entfernt“, hörte ich. Jetzt war ich ein wenig konsterniert; ich wollte ja nach Tokyo und um für die große, für mich unübersichtliche Stadt eine Struktur zu haben, war der Ausstellungsbesuch meine Anlaufadressen. Kanazawa außerhalb von Tokyo war nicht Teil meines Tagesplans. Mein Sitznachbar aß sein Mittagessen, schneller als vorgesehen, zu Ende, holte seinen PC aus der Tasche und rief das von mir angegebene Museum auf. Es war die Seite, die ich auch gesehen hatte. Eine gewisse Ratlosig- keit macht sich auch bei meinem Nachbarn breit. Er meinte, dieses Museum scheine zur Universität Tokyo zu gehören, aber es wäre sicher in Kanazawa. „Und wo ist Kanazawa?“, fragte ich, denn mein Nachbar wollte dorthin. Er rief eine Karte auf und zeigte mir, dass die Stadt genau an der anderen Küstenseite der Insel (westliche nämlich) liegt.
Dann konnte ich von dortaus ja auch wieder zurück nach Osaka fahren, aber die Ausstellung konnte ich zeitlich ganz sicher nicht mehr sehen. Der Nachbar, der derzeit in Osaka lebt, hielt das nicht für eine sinnvolle Idee; irgendwie schien das Schwierigkeiten zu bereiten.
“Ich fahre zurück nach Osaka und werde den Museumsbesuch am kommenden Sonntag machen“, beschloß ich, es auch gleich aussprechend. Mein Nachbar suchte mir per Internet gleich die entsprechende Zugverbindung heraus: mit dem Zug namens „Thunderbird“ werden ich von Osaka 8.10 Uhr losfahren und bin um 10.49 Uhr dann tatsächlich in Kanazawa.
Jetzt ist es 14.45 Uhr und ich sitze im Shinkansen zurück nach Osaka. Er fährt übrigens mit einer leicht veränderte Stationenfolge zu meinem Ziel. Bei der dichten Zugfolge der Shinkansen ist das eine sinnvolle Möglichkeit, viele unterschiedliche destinationen zu erreichen.

plötzlich gibt es ein Mosaik in der Landschaft

plötzlich gibt es ein Mosaik in der Landschaft

Warum ist das aber nun die Reise des letzten Aufenthaltstages, die mir vorschwebte? Auf dem Rückweg von Tajimi hatte ich den Eindruck, der Tag war an genehm, weil die Stunden im Zug, insgesamt sechs, eine große Entspannung für mich waren. Dafür wollte ich mir einen ganzen Tag nehmen, mit angenehmen Sitzen, ausreichender Wärme, Bordverpflegung, wenn mir danach ist, der Möglichkeit die Landschaft im Eilverfahren zu erkunden und dabei zu dösen oder zu lesen. Und ein wenig auch das schon zu Hause bezahlte nicht ganz billige Dreiwochenpauschalticket ein wenig zu strapazieren. Davon habe ich ja heute schon ein wenig genossen.
Seit ich das Gefühl habe, so sollte mein letzter Japan-Tag aussehen, interessiert mich wieder, was vor den Fenstern ist. Ich schaue hinaus.
Der Himmel bedeckt sich, über mir hängen schwere grau-weisse Regenwolken. Die nach Raffinerie aussehenden Industriekomplexe neben den Bahngleisen steuern ihren weißen Rauch noch zum grauen Gemälde bei. Sie erwecken den Eindruck eines späten Bildes aus dem Impressionismus mit Abendstimmung und Zukunftsindustrie.
Kleine viereckige Gemüseanbauflächen sind zum Greifen nahe, werden jetzt vom Schwarz eines Tunnel weggewischt und sind, gewissermaßen abgeerntet, am Ende des Tunnels wieder da. Da ist dann nur noch Grün, noch nicht als Gemüse erkennbare Farbe. Ein starker Regen trommelt aufs das Dach, und wieder ein Tunnel, und Trockenheit beim erneuten Austritt. Stimmungsvolles Abendlicht leuchtet vom Westen. Ein ummauerter Friedhof tritt nahe an die Gleise, die Berge treten vornehm zurück.
Die Frau mit dem Servicewagen kommt wieder vorbei, ich schaue auf und beobachte sie, wie sie bei jedem Drehen ihres Kopfes das freundliche Lächeln wieder auf blühen läßt.
Der Zug hält in Shizuoka, einer neuen Station auf meiner Liste der Ortsnamen.
Mit dem Lesen komme ich heute dann doch nicht so weit, wie ich mir das für den letzten Tag vorgestellt hatte. Aber die Anregungen aus dem Briefwechsel von Max Frisch und Uwe Johnson sind ja schon weitgehend gespeichert und deren Auseinandersetzung mit dem Autobiographischen in Romanen ist ja kein Tagesthema. Ein Reisethema ist es allerdings für mich schon, denn Reisen ist ja auch immer eine Entfernung vom Heimatlichen, Alltäglichen und dem geselligen und kommunikativen Ich.
Der Himmel hat aufgeklart, eine mit gotischen Spitzen übersäte Kirche steht in Sichtweite in der Stadt, gut positioniert in einem Ring sie umgebender Hochhäuser.
Die Berge sind längst zurückgetreten, Japan kann wieder als Wasserlandschaft gesehen werden und die Freizeitsportler nehmen die Überschwemmungsfläche an dem nur wenig gefüllten Fluss wieder für ihr Baseball-Spiel in Anspruch. Es folgen doch wieder leichte Hügel und ein Tee-Anbaugebiet, das mir schon bei der Hinfahrt aufgefallen ist.
Es ist immer wieder verwunderlich wie dicht und einträglich Wohnbereiche und technische Industrieanlagen beieinander stehen. Es ist zuerst eine ästhetische Irritation, erst beim Nachdenken darüber wird es auch eine gesundheitliche. Neben einem Shiseido Produktionsgebäude steht eine zeitgemäß-moderne „saubere“ Architektur. In Japan ist das wohl ein wichtiger Imagefaktor, den überaus „grünen“ Slogans in der Werbung vergleichbar.
Der Nachmittag wird wieder heller. Es ist 15.35 Uhr. Mein Hiukari superexpress Nr. 475 ist in Hamamatsu.
Noch zwei Stationen bis Osaka: Nagoya und Kyoto. Noch etwas mehr als eineinhalb Stunden Fahrtzeit. Um 17.15 Uhr bin ich wieder in Osaka am Hauptbahnhof. Nur noch ein paar letzte Stationen mit der Loop Line zu meinen Tatami-Matten.

Bahnsteigblick Osaka station

Bahnsteigblick Osaka station

3. Besuch in Kobe – erneut mit Kunst

17.03.

In Kobe begrüßt mich eine Akt-Stele, die mich jedes Mal auf Neue irritiert. Das erste Mal bin ich um sie herum gegangen, habe sie fotografiert, aber den Künstlernamen nicht gefunden, beim zweiten Besuch bin ich an einer anderen Station ausgestiegen und beim Besuch vor zwei Tagen war ich erstaunt, sie schon wieder zu sehen. Sie steht am Hauptbahnhof und passt, so mein Eindruck nicht in diese Umgebung. Am regnerischen Sonntag nahmen denn auch stellvertreten zwei Jungen mein Interesse in Anspruch.

wie Gilbert & George im Regen

wie Gilbert & George im Regen

Amore in Kobe

Amore in Kobe

 

 

 

 

 

 

 

 

Der aus vier Körpern aufeinander gestapelte Akt-Torsi macht mich irgendwie ratlos. Sie stimmen hier nicht, auch wenn die direkte Umgebung des Bahnhofs durchaus ebenso fragmentarisch ist. Die Skulptur stammt von Yuki Shintani, einem japanischen Künstler aus der Region. Nachforschungen im Internet ergaben nicht so viel Aufschluß. Eine facebook Seite konnte ich wegen mangelnder Sprachkenntnis nicht zu Rate ziehen.

Shintani hat in Rom an der Akademie studiert und 1967 auf der Biennale Rom auch ausgestellt. Er müßte also in den späten 1950er Jahren geboren worden sein. Das stimmt gut mit seinem Stil zusammen.

Im Hakone Open Air Museum steht eine weitere Akt-Skulptur von ihm, die den Titel „Alba“ (die Weiße) trägt und in turnerischer Bewegung eines ihrer schlanken Beine hoch hält. „Alba“ stammt aus dem Jahr 1972. *

Eine dritte Frauenfigur hat Kobe sich vom ihm 1976 geleistet, die „Marina“ heißt und eine Uhr hält – sie ist sozusagen die öffentliche  Zeitansage. Allerdings ist diese Uhr bei einem der vergangenen Erdbeben heruntergefallen und stehen geblieben. Jetzt ist sie zur Erinnerungsuhr geworden. Ich habe diese „Marina“ (was ja auch Hafen heißt) nicht gesehen.

Die Annäherung an eine fremde Kultur (eines japanischen Künstlers an den italiensich-europäischen 1950er Jahre Stil) birgt immer die Gefahr, dass der Betrachter sie mit den musealen Werken in der Heimat vergleicht. Und da wird leicht als wenig gekonnte Nachahmung verstanden, was vielleicht nur Annäherung oder Übertragung in eine andere Kultursprache ist. Öffentliche Skulpturen sind ja auch bei uns kaum je Meisterwerke.

Der Grund dieses erneuten Kobe-Besuches war übrigens auch eine künstlerische Annäherung. Der Engländer Simon Everington lebt seit 1990 in Osaka und stellt in der Galerie Shimada in Kobe aus. Er kam als Keramiker nach Japan, weil (so sagte er mir) hier das Publikum sich immer noch für Keramiki interessiert und bei Künstlern Werke kauft.

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Der Effekt der Fotos dieses Wandobjektes aus dem vergangenen Jahr – dass man nämlich Material und Tiefe nicht erkennt – ist auch der Effekt des Originals. Die Farbe – fünf Schichten nacheinander sorgsam aufgetragen – verschleiern das Material (Holz, Keramik, Metalle) und auch die Räumlichkeit, die sie bilden. Die Keramik- masse scheint mir eine handelsübliche Mischung zu sein (ich habe nicht danach gefragt), die gedrückt und geknetet wurde und so etwas wie das Fleisch zu den Holz- und Metall-Knochengerüsten darstellen kann.

Der Künstler arbeitet aus Intuition und Improvisation heraus. Es gibt keine Skizzen und kein Thema. Dennoch läßt sich eine Werkreihe ablesen. Aber sie wird vor allem durch Farbe und Material charakterisiert.

Dreidimensionalität und Zweidimensionalität sind bei Simon Ansichtssache – sehr wörtlich genommen: man muß die Objekte von allen Seiten an-sehen, denn erst daraus entwickelt sich das Werk. Deshalb steht die Skulptur auch zweimal im Bild.

Eine Aufhebung oder eine erneute Definition unseres Raum- gefühls verstehe ich als den „Hintergrund“ dieser Objekte. Man kann sie mit jedem Blick neu erfassen; sie haben ein zerklüftetes und wenig uniformes Leben. Vielleicht ist es für den Künstler emotional eine Auseinandersetzung mit der Individualität der Japaner, die mir durch vielfache Uniformität im Alltag nicht leicht verständlich ist.

Der Ausstellungsruam, den Simon Everington in der Galerie bespielt, ist ebenerdig und eher klein. Der Hauptraum befindet sich im Untergeschoss und ist ein wenig großzügiger. Dort hat der Galerist Makoto Shimada zwei japanische Künstler ausgestellt.

japKünstler2Von den beiden Künstlern weiß ich nur das Wenige, was mir der Galerist selbst erzählte: die hyperrealistischen Zeichnungen stammen von Kinoshida, einem älteren Künstler, dessen Modelle „disabled“ sind (so der Galerist). Die Kalligraphie und die nur im Anschnitt zu sehende große Leinwand (200 x 500 cm) stammen von Makoto, der vor kurzem im Alter von 32 Jahren verstarb. Er war gesundheitlich „disabled“, sass im Rollstuhl und lebtem mit einem Sauerstoffgerät, dass er beim Malen der großen Leinwand ablegte, um sich frei bewegen zu können. Die beiden Künstler in einer Ausstellung zu präsentieren, entstand wohl aus den Lebens- umständen der beiden Künstler und auch aus der großen Gegensätzlichkeit der malerischen Tradition. In der Galerie harmonierten beide aus beste. Eindrucksvoll war vor allem die große Leinwand von Makoto, die mich an malerische Arbeiten von Jackson Pollock erinnerte (vor allem an „no 8“).

Kinoshidas Portraits riefen in mir die Erinnerung an die eindrucks- vollen Zeichnungen und Gemälde von Ferdinand Hodler wach, mit denen er den Tod von Valentine Godé-Darel (Modell und Geliebte) begleitete.

Hier sehe ich eine sehr glückliche und hoch qualifizierte Auseinandersetzung mit der Tradition der europäisch-amerikanischen Kunst und einer japanischen Innerlichkeit. Da spielen auch große Vorbilder und ein spätes Nachfolgen in der Zeit keine Rolle. Denn es ist die Qualität, die Überzeitlichkeit macht.

lks Ishii Makoto, re Kinoshida

lks Ishii Makoto, re Kinoshida

Den Abschluß des Kunstbesuchs in Kobe bildete ein Besuch der letzten Stunde einer umfangreichen Gemeinschaftsausstellung in CAP Studio Y3. Es waren regionale Künstler und vier mit europä- ischen Namen. Es war ein rascher Durchgang, bei dem schon nicht mehr alle Räume besetzt waren.

Aufgefallen sind mir die Arbeiten von Satoko Fujikawa, weil die Hyperrealität hier überzeugend ins Manga-Sujet übertragen wurde.

das war die eindrücklichste Arbeit im Raum von Satoko Fujikawa

das war die eindrücklichste Arbeit im Raum von Satoko Fujikawa

Der Raum von Nanako  Kawaguchi enthielt gewissermaßen eine Rauminstallation, die aber keineswegs eindeutig war. Auf einem Tisch befanden sich farbige Lakritz-Quader, die eine Lego ähnliche Landschaft bildeten. An den Wänden hingen einerseits kleine schwarz-weiße Blätter mit märchenhafte Figuren im gleichen Quaderstil und andererseits einfache Hausstrukturen, die mit kräftigen Aquarellstrichen gemalt waren. Bevölkert wurden sie durch applizierte Möbel und Figuren im gleichen Stil.

Kawaguchis Stadtraum

Kawaguchis Stadtraum

Kawaguchis Haus mit Bewohnern

Kawaguchis Haus mit Bewohnern

 

 

 

 

 

Am Ende des Rundgangs gabe es ein längeres und anregendes Gespräch mit dem finnischen Künstlerpaar Pekka und Teija Isorättyä. Die beiden sind für sechs Monate artist in residence in Kobe. Sie waren gerade dabei eine große Meerjungfrau mit Fischhaut zu bestücken. Als ich den Raum betrat blies Pekka gerade in einen Plastikschlauch, der durch Wasserdruck den Oberkörper hob. Und in meinem Rücken drehte eine nur noch als Gerüst existierende Robbot-Oma mit ihrem Rolli ewige Kreise. Eine ironische (aber nicht nur ironische) Anspielung auf die Geminoids von Hiroshi Ishiguro, dessen Laboratorium in Osaka ist, und die Tatsche, dass man vielleicht auch darüber nachdenken muss, ob auch Geminoids (Roboter mit einer sich weiterbildenden Intelli- genz) altern würden oder müsste und dann als technische Relikte Hilfe brauchten. Das Foto von Isorättyäs Robbot-Oma ist leider nicht so frecht etwas geworden. Deshalb steht die noch unfertige mermaid im Vordergrund.

Pekka Isorättyä hinter der Meerjungfrau

Pekka Isorättyä hinter der Meerjungfrau

*Hinweise auf Yuki Shintani fand ich bei http://www.ilovefiguresculpture.com/masters/japan/japan.html

Zu Ferdinand Hodlers Arbeiten gibt es einen sehr guten Artikel in der New York Times von Ken Johnson, vom Sept.20, 2012

Sprache und Sprechen – mit Ohr und Bild

17.03. Unter meinem einfach strukturierten japanischem Raum, der mir Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer ist, was ihn dann leider wieder seiner japanischen Klarheit beraubt, wird seit meiner Ankunft an der Gestaltung eines Cafés, das am Abend auch als Bar funktio- nieren soll, gearbeitet. Die Arbeiten werden zum Teil von der Betreiberin, manchmal gemeinsam mit ihrer älteren Schwester, und einem Schreiner getätigt, zu unregelmäßigen Zeiten und Tagen. Heute begannen Schreiner und Betreiberin schon gegen 8.30 Uhr mit Gesprächen und schlurfendem Hin- und Hergelaufe. Zu mir hinauf dringt dann ein Hörspiel. In hüpfenden Stakkato-Lauten entstehen kurze Sätze, meist aus dem holz- trockenen Ton des Schreiners. Seine Erzählungen werden begleitet von summenden Mmmhmm’s und gedämpft hellen Ohhhs. Dann folgen gerne AHHs, die wieder in Mmhhhs übergehen. Gelegentlich gibt es Bemerkungen der neuen „Haus- herrin“, kurz zumeist. Frauen streuen gerne ein Ahaha ein und lachen oft aufgesetzt laut und für meine Ohren unglaubwürdig. Ich habe, nicht erst heute, den Eindruck, dass die Gestaltung des Raumes erst beim Betreten und zu Beginn eines Arbeitstages besprochen wird. Vielleicht aber wird auch erst einmal durch Austausch von Neuigkeiten ein günstiges Arbeitsklima geschaffen. Wenn ich die steile Holztreppe herunter komme, sieht alles immer nach ernsthafter Tätigkeit aus. Oben erscheint es mir wie ein „Arbeits-Manga“. Vor einigen Tagen habe ich versucht, ein paar japanisch geschriebene Mangas zu verstehen – vergeblich. Die Bilder / Zeichnungen erschlossen mir keine Handlung. Aber sie zeigten mir, dass in Mangas über den Gesichtsausdruck erzählt wird. Es stehen überwiegend Köpfe in den Bildfeldern, die aus- druckslos den Betrachter anschauen und bei denen ich oft Kinn und Mund nicht unterscheiden kann, die aber immer einen sehr eigenen Ausdruck haben. Die ja eigentlich nur aus Umrissen bestehenden Figuren (von Hintergrund ist vielfach nicht viel zu sehen) können sehr individuelle Physiognomien haben; sie sind tatsächlich deutliche Charakterköpfe. In dem mir spontan gekommenen Wort „Arbeits-Manga“ verdichtet sich das Offene, Umrissartige und doch Ausdrucksstarke mit einem nur aus Lauten komponierten Inhalt, der die Wirklichkeit wieder- gibt, mir aber unverständlich ist. Die geräuschvollen und melodischen Sätze der japanischen Sprache hört man als Tourist im Alltag ja kaum oder nur sehr fragmentarisch. In den U-Bahnen oder Zügen, auch auf den Bahnhöfen und Straßen ist es relativ still. (Falls ich mir das nicht bloß einbilde.) Was uns typisch erscheint, ist das häufig sehr akzentuierte „hai-hai“, das vor allem beim Telefonieren auftritt, eine Bestä- tigung, dass man verstanden hat. Die japanischen Wörter lassen sich aus der lateinischen Umschrift recht gut nachsprechen, immerhin so deutlich, dass ,man auf Bahnhöfen und in U-Bahnen verstanden wird. Und viele Wörter sind Zusammensetzungen (manche ähnlich lang wie im Deutschen), die sich zum Verständnis gut wieder auseinander nehmen lassen. Mit ein wenig Mühe und einem besser ausgestatteten Gedächtnis müßte ich schon eine Menge japan- ischer Wörter sprechen können. Ich habe den Eindruck, dass es mir leichter fallen würde, Japanisch zu lernen als Chinesisch. Ob ich es versuche, ist damit noch nicht gesagt. Ich komme gerade aus dem Café der älteren Frauen (alle mit Kittelschürzen wie ich sie noch von meinen Großmüttern kenne, nur farbiger) und muß noch einen Nachtrag machen: Im Café höre ich die musikalischen Intermezzi der Redenden kaum. Da überlagern die Spülgeräusche (in diesen kleinen Cafés wird ständig das Geschirr gespült), die Musik, das Zeitungsrascheln diese kommunikative Sprachmelodig. Die Sätze hören sich dann eher an wie ein Querfeldeingalopp oder ein Motorcross – wobei meine Formulierungen möglicherweise meiner Zuschreibung einer Musikalität dieser Sprache geschuldet ist. Und nun noch ein paas sprechende oder auch sprachlose Bilder aus zwei verschiedenen Mangas.   Manga2_1

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Eine Bildgeschichte

12.03.

Wenn es um die eindrückliche Darstellung von Historie geht, dann streiten sich nicht selten Bilder und Wörter. Mal sind die Wörter aussagekräftiger oder anregender für die eigene Fantasie, mals die Bilder.

In der Burg von Osaka halfen mir eindeutig die Bilder mehr als die Wörter. Das es so etwas wie Burgen, befestigte Wohn- und Machtsitz in Japan gegeben hatte, war mir nicht präsent. Aber schon der erste Anblick erinnerte mich an die eigene Kultur.

Das einstige Machtzentrum Osaka leistete sich 1583 einen imposanten Burg-Bau. Die Adelsfamilie Toyotomi unterstricht damit ihre Macht und schützte gleichzeitig ihre Handesinter- essen. Weder im Aussehen, noch in der Intensiton waren das spürbare Unterschiede zu den europäischen Gepflogenheiten. Und Osaka stand mit seinem Burgen-Bau nicht allein.

Heute gehört das mächtige Fort zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt, auch wenn der Bau selbst kaum noch historisch ist. Die Burg wurde 1583 gebaut, aber schon 1616 im „Sommer Krieg“ erobert und durch Feuer (vermutlich Brandstiftung einiger Überläufer) erstmals zerstört. Es folgte ein Wiederaufbau und erneuter Brand durch Blitzschlag und danach blieb die Festung wohl weitgehend Ruine. Zumindest wird über die Zeit zwischen 1665 (zweiter Brand) und 1931 (zeitgenössischer Wiederaufbau) dem Besucher nichts mitgeteilt – und auch Wikipedia schweigt sich zu dieser Zeit aus.

Mächtige Mauern, die keinen Vergleich scheuen

Mächtige Mauern, die keinen Vergleich scheuen

Kompliziert gestaffelt, wie wir das auch von alten Burgen in Deutschland kennen, gibt es Vorhöfe und Forts, bevor man das Innere der Burg betritt. In Osaka weist man die Besucher gerne auf die riesigen Steine hin, die den Zugang verwinkeln. Leider findet man keinen Hinweis darauf, warum diese übergroßen Steine gebrochen und wohl kompliziert hierher transportiert wurden. Traute man kleineren Steinen weniger Schutz zu? Oder war es die Freude am Imponieren?

Riesige Steine begleiten den Eintretenden

Riesige Steine begleiten den Eintretenden

Erst wenn man das Zentrum der Burg erreicht hat, wird das Bild japanisch. (Schutz)Mauern sprechen eine andere Sprache als Wohnhäuser.

Das Haupthaus, früher umgeben von Quartieren der erweiterten Familie und der Soldaten

Das Haupthaus, früher umgeben von Quartieren der erweiterten Familie und der Soldaten

Der „Wohnturm“ wird heute als Museum genutzt und als Aus- sichtsplatform zum Blick über die Stadt.

Die Erläuterungen sind überweigend in Japanisch, aber einen groben Überblick erhält man auch in wenigen englischen Texten. Am eindrücklichsten war für mich eine Multimedia-Erläuterung (wunderbar auf einem riesigen Bildschirm) mit Abbildungen und Details eines alten bemalten Wandschirms, der den Kampf um die Burg und ihren Untergang im Jahr1615 schildert. Der zweiteilige Wandschirm ist ebenfalls ausgestell, aber darauf kann man nicht das erkennen, was die großartige gemachte Bildschau vorführt.

Im Hof hängt eine große Reproduktion des Wandschirm

Im Hof hängt eine große Reproduktion des Wandschirm

Schon in einer Ausstellung in Philadelphia (zum Thema Kano Malerei) hatte mich der exquisite Realismus der Figurendar- stellung begeistert. Auch bei diesen Wandschirmen hätte ein normaler Blick die genaue Darstellung von Bekleidung und Mimik nicht wahrnehmen können. die beiden Wandschirm-Teile sind ein übergroßes Miniaturenbild. Die Technik gibt uns heute die Möglichkeit, Deatils aus dem damaligen Leben zu sehen, die nach den literarischen Beschreibungen weit weniger eindrücklich waren. Ich habe beim geduldigen Schauen erleben können, wie wenig sich (historische) Kriege in Japan von Kriegen in Europa unterschieden.

Die Bilder ließen mich einen Einblick nehmen und die Tatsache vergessen, dass ich die nur japanisch gegebenen Erläuterungen nicht verstand. Englische Untertitel wären zwar hilfreich gewesen, aber mich hätten sie vom intensiven Schauen abgehalten.

Hier folgt eine kleine Auswahl aus „Mitschnitten“. Da ich die Bildfolgen nicht voraussehen konnte, gibt es manchmal sehr zufällig Sequenzen. Auf den Wandschirmen sind offenichtlich drei Themenbereiche dargestellt worden: Kampfszenen, Flucht, Rettung und Plünderungen und die Situation der in der Burg eingeschlossenen Frauen. Von ihren Gesichtern, die ängstlich und weinend durch die Luken auf das Kampfgetümmel schauten habe ich leider kein brauchbares Foto. Sie zeigten vielleicht am Deutlichsten, wie großartig die Darstellung von Gefühlen in dieser Malerei ist – in der japanischen Grafik (Ukio-e) und auch im Alltag hat man vielfach den Eindruck, Gefühle würden in Japan nicht ausgedrückt.

Kampf in kleinen Haufen

Kampf in kleinen Haufen

Nur durch Tapferkeit und pesönliche Kampftechnik überlebte man

Nur durch Tapferkeit und pesönliche Kampftechnik überlebte man

Ich habe versucht herauszufinden, ob es bestimmte taktische und strategische Anordnungen in der Schlacht gab. Ich habe sie nicht entdecken können, konnte aber nachlesen, dass es sie wohl gegeben hat. Mir erschien, dass man so lange gekämpft hat, bis eine Seite die Flucht ergriff, wodurch sich dann das Kräfteverhäntnis veränderte (dadurch dann aber auch die taktischen Möglichkeiten). An der ersten Schlacht um die Osaka Burg (Winterkrieg) sollen 164.000 Soldaten teilgenommen haben (Wikipedia). Über die Anzahl von Soldaten beim entscheidenden Sommerkrieg schweigen sich die mir zugänglichen Quellen aus.

Flucht und Raub

Flucht und Raub

Verteidigungsversuche

Verteidigungsversuche

Hier werden die Rüstungen ins Wasser geworfen

Hier werden die Rüstungen ins Wasser geworfen

Auch Frauen waren Beutegut, wie immer in Kriegen

Auch Frauen waren Beutegut, wie immer in Kriegen

Heute ist das ehemealige Zentrum Osakas umgeben von neuen Palästen; ein Blick vom Palast (Wohnturm) in Richtung Süd-Westen, da wo meine Tatami-Matten liegen.

Blick nach Süden

Real Fainal – eine Ausstellung mit den Erinnerungen an ein Haus

KOBE, Galerie 200l  8.03. – 29.03.

Die Galerie 200l muß man kennen, sonst ist es schwer sie zu finden, obwohl sie sehr nahe am Hauptbahnhof Kobe liegt. Hinter den Zahlen 200 steht ein senkrechter Strich, der eine 1 meinen kann, aber nicht muß. Kanako hatte sie als zweite Galerie zum sonntäg- lichen Besuch ausgesucht.
Die Galerie ist im oberen Geschoss einer niedrigen Gebäudezeile unter einer aufgeständerten Autostraße. Es sind zwei steile Treppen mit wenig Trittfläche von der unteren Straßenebene zum Galerie- raum. „Galerie“ wollte der Betreiber mir gegenüber den Raum nicht nennen und als gallery owner nicht bezeichnet werden. Aber er „bespielt“ diesen Raum und das offensichtlich durchaus „profes- sionell“. Er war in Kassel auf der vorletzten dokumenta als Besucher.
Als wir den Raum betraten, war er entlang der L-förmigen Wände bereits voll besetzt – was sehr wörtlich genommen werden darf. Den Wänden entlang saßen Besucher auf dem Boden oder auf niedrigen Hockern und hörten aufmerksam und häufig lachend einem Mann (etwa 50?) zu, der mit ausholender Gestik redete und dabei ruhig grünen Tee zubereitete. Überall standen Bambus-Schälchen mit süssem Gebäck oder knackigen Reiskräckern herum. Der grüne Tee, der aussah wie eine sämige Spinatsuppe, machte in klobigen Bambus-Schalen die Runde. Leicht war aus ihnen nicht zu trinken, aber sie sahen derb und gut aus. Nach dem ersten Mann redete ein zweiter und dann noch ein dritter. Wer wer war und worüber geredet wurde, war mir erst einmal nicht klar. Unabhängig vom Reden riß der Strom der herumgereichten Bambus-Schalen nicht ab. Die Wände des Raumes war mit Fotos beklebt, die Objekte und Details eines offensichtlich durch Brand zerstörten Hauses zeigten. Auch ein Monitor zeigte Filmaufnahmen eines niedergebrannten Hauses.
Auf dem Boden des Raumes und auch auf zahlreichen Fotos befanden sich Kränze, im Film konnte ich das Be- und Umwickeln dieser Kränze beobachten. Der Mann in der Mitte, der am längsten geredet hatte, verarbeitete natürliches Material zu diesen Kränzen, die mir wie zu einer Beerdigung gemacht schienen. Das passte gut zu den Bildern (und Fotos) des Brandhauses. Eine Trauerfeier war das ganze aber nicht. Auf den Filmaufnahmen tauchten zwei der anwesenden Männer in jüngeren Jahren auf.
Hinter meinem Hocker an der Wand standen aufgereiht Kisten, in denen etwas in Zeitungspapier verpackt war. Ich dachte an die Verpackungs- und Einbalsamierungswerke der 1970er Jahre, Christos paper packages, Einbalsamierungen nicht mehr zum Oeuvre gezähl- ter Werke bei Vollrad Kutscher oder die Ummantelungen von Hölzern oder Steinen mit artfremden Materialien. Die Brücke von Fotos zu zeitungsverpackten Gegenständen schien mir damit gegeben – und die ausdauernden Reden, kombiniert mit dem Essen und dem in der „Runde“ Sitzen rief mir wieder die in den gleichen Jahren intensiv erlebten Performances in Erinnerung.
Als die „Performance“ oder Einführung zu Ende war, wurde ich vorgestellt und lernte den „Künstler“, den „Galeristen“ und den Fotografen kennen. Die Gespräche waren nicht sehr ausufernd, denn der englische Wortschatz war begrenzt und die Übersetzungs- versuche auch.
Es ging tatsächlich um das Haus, das dem „Künstler“ – der mir eher als eine Art Kunstpädagoge beschrieben wurde – verbrannt war. Das war nun zehn Jahre her. Und diese Präsentation der Erinnerungs- stücke wurde als „Real Fainal“ auf einem Ankündigungsblatt bezeichnet (das sich erst beim Verlassen der Galerie im Flur an der Wand fand).
Es waren wohl zwei Stunden, die ich in dieser Galerie verbrachte, zwei sehr intensive, angenehme Stunden, voller Erinnerungen meinerseits und auch der Beteiligten Akteure.
Den Namen des Künstler und den des Galeristen und den des Fotografen weiß ich immer noch nicht. Ich werde es noch heraus- finden. Kure Take Yabu Yaketa stand noch auf dem Plakat-Blatt.

heitere Kunst-Szene

 

art works, Süssigkeiten,Mantel+Hut - wird daraus ein Beuys?

art works, Süssigkeiten,Mantel+Hut – wird daraus ein Beuys?

der Galerist

der Galerist

 

der Fotograf im Bild

der Fotograf im Bild

nach der Performance - Essen + Trinken

nach der Performance – Essen + Trinken

Ausschnitt aus der beklebten Fotowand

Ausschnitt aus der beklebten Fotowand

 

aus dem Haus gerettete Fotos

aus dem Haus gerettete Fotos

Kränze2der Künstler zeigt

der Künstler zeigt

verpacktes Brandrelikt

verpacktes Brandrelikt

 

 

 

Junge Väter in Osakas Chinatown

9.03.

Ein Ausflug nach Kobe: zwei Ausstellungen und ein Gang durch die Chinatown. Das chinesische Viertel besteht vor allem aus einer langen Straße mit aneinander gereihten Lokalen und Ständen, die aufgepäppten Garküchen gleich kommen. Es war Sonntag und die Japaner drängten durch die verstopfte Straße, fröhlich, laut, lachend und essend.

Osakas Chinatown am Sonntag, 8.03.15

Osakas Chinatown am Sonntag, 8.03.15

Ich achtete weniger auf die Essenden, nachdem ich einige Väter mit „umgehängten“ Kleinkindern gesehen hatte.
Vor zwei Tagen hatte ich einen älteren Artikel von Jörg Kruth* zu „Gedanken über die Zukunft der Familie in Japan. – Eine Studie vorehelicher Partnerschaften“ (2005) gelesen, in der er Interview-Informationen aus der Jahrtausendwende aufarbeitete. Er stellte fest, dass die jungen Leute (Studierende und Mitarbeiter eines Museums) gerne gemeinsame Verantwortung für das Leben und die Kinder übernehmen wollten, die Wege ihnen jedoch noch unsicher und unvertraut waren.
Ich traf nun auf junge Väter, die offensichtlich alle allein mit ihren Kindern unterwegs waren und dabei sehr zufrieden wirkten. In den eineinhalb Jahrzehnten scheint sich da einiges gewandelt zu haben, denn Ende der 1990er Jahre wagten junge Paare es noch nicht, in der Öffentlichkeit ihre Vertrautheit zu zeigen. Jetzt zeigen Väter, dass sie eine andere, als die traditionelle Rolle in der Familie übernehmen wollen und können.
Ich habe mich sehr über diese Zeichen gefreut. Gerne hätte ich alle jungen Väter fotografiert, die mir während des Gangs durch China- town über den Weg liefen.

Jörg Kruth ist Japanologe und wurde 2008 in Köln promoviert.

Einige der jungen Väter:

Chinatown_2Chinatown_5

 

 

 

 

 

 

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Die Steinchen von Hänsel und Gretel

Wenn man die Schrift(en), die einen umgeben, nicht lesen, deuten und verstehen kann, dann braucht man andere Wegmarkierungen. In Grimms Märchen sind für Hänsel und Gretel Steinchen erfolgreiche Wegmarkierungen gewesen. Ich denke erst jetzt an diese „Vorgeschichte“, denn auch ich habe mir steinerne Hilfen gewählt.

Damit ich trotz der schachbrettartigen Straßenführung in Osaka von meinen Ausflügen den Weg zurück finde, habe ich die Umgebung intensiv aufgenommen.

Hier folgen ein paar der Eindrücke, die mir wichtig waren:

Hinter dieser Galerie liegen zwei kleine,schmale Straßen mit ebenso schmalen Häuschen. In einem davon lebe ich jetzt.

Hinter dieser Galerie liegen zwei kleine,schmale Straßen mit ebenso schmalen Häuschen. In einem davon lebe ich jetzt.

Hier blühen auch im Winter Blumen

Hier blühen auch im Winter Blumen

Gesamtansichten sind vielfach verwirrend, weil einander durch die Viuelfalt zu ähnlich. Mich beeindrucken immer wieder Details.

Gesamtansichten sind vielfach verwirrend, weil einander durch die Viuelfalt zu ähnlich. Mich beeindrucken immer wieder Details.

gequetscht,dunkel,schön

Ein Spielplatz vor der Skyline

Ein Spielplatz vor der Skyline

Auch ein Gesicht der Stadt

Auch ein Gesicht der Stadt

 

Ein Holzfahrrad als Café-Signet

Ein Holzfahrrad als Café-Signet

 

Hier wurde mit der Fassade Make up aufgelegt

Hier wurde mit der Fassade Make up aufgelegt

Der Eingang zu einem Condominion-Hochhaus, mitten in ein Straßenkaree gesetzt

Der Eingang zu einem Condominien-Hochhaus, mitten in ein Straßenkaree gesetzt

 

Komplex und detailliert. Die Stadt gibt sich einheitlich durch individuelle Lösungen

Komplex und detailliert. Die Stadt gibt sich einheitlich durch individuelle Lösungen