
way out of the historic old city – der Weg aus der historischen Altstadt
Ein nicht sehr heller oder fröhlicher Weg, den man aus der historischen Altstadt nehmen kann. Oben hat man schon sichtbar begonnen, das Staro Miasto, die Altstadt eben, mit Farbe wieder zu besserem Leben zu erwecken. Geht man in die „Unterstadt“ (hier lassen sich Verbindungen mit Franz Joseph Degenhardts „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ fast nicht vermeiden), dort wo die zum Teil sehr zahlreichen Juden in sehr ärmlichen Verhältnissen lebten vor noch einhundert Jahren lebten, dann sieht man noch heute, dass „Neu“ nicht immer „Besser“ meint.

die schon sanierte Krakowskie in Richtung Altstadt – the renewed Krakowskie street towards Stare Miasto
Auch 25 Jahre nach dem Ende des Kommunismus hat sich die Lebensumwelt nicht wesentlich verbessert – gesehen aus einem westlich-kapitalistischen Blickwinkel. Doch es gibt einen Lichtblick: die Krakowskie Przedmiescie, die vom Krakauer Tor nach Westen führt und an der im späten 19. Jahrhundert (und heute auch noch, aber weniger frisch) die großen Bürgerpaläste standen, wird saniert und von Grund her aufgehübscht.
Um den Markt, den Rynek herum stehen alte Häuser (hoffentlich stimmt’s, ich habe nichts über die Bausubstanz finden können), die der Altstadt wieder Glanz geben sollen.

am Altstadt Markt – the market place Rynek, partly with more fresh painted walls
Der Marktplatz, in dessen Zentrum heute das „Trybunal Koronny“ steht (der alte königliche Gerichtshof), wird durch Cafés, Restaurants und kleine Läden mit Postkarten, Büchern, Blumen wieder zu einem Mittelpunkt. Hier vor allem finden sich dann auch Reisegruppen und Touristen ein. Die in verschiedenen alten Stilen neu bemalten Hauswände bergen aber amüsante Hinweise auf eine neue Zeitgenos- senschaften. Da findet man zwischen Tierkreiszeichen und Alltagsgegenständen auch den schon lang nicht mehr Zigaretten rauchenden französisch-sprechende Cowboy Lucky Luke.

the today non-Smoking Comic Cowboy Lucky Luke of teh Belgian Artist Morris is Portrait in his starting Version (up to 1988 he was heavily Smoking)
Die Atmosphäre am Rynek ist entspannt und anregend. Im Café „Akwarela“ war die junge polnische Weiblichkeit zu Hause und zu Gast, ein Platz, der Flair hat.
So sieht das Cover der Speisekarte des Bistro und Café Raumes aus. Die Atmosphäre kam dem comichaften Auftritt nahe. Kuchen und Bedienung waren frisch, lebhaft und voller zarter Süße.
Lublin könnte sich gerade mit seiner jungen Gastronomie brüsten. Das aber überläßt man den auch fast comic-haften Fensterpilastern oder dem immer wieder in Stadtbeschreibungen beweinten Hauptstadtverlust.
Zweimal war Lublin sehr kurz die Hauptstadt eines polnischen Staates, 1809 , als die Bevölkerung nach einem Brand nur noch 7.000 Einwohner zählte, und 1944/45. Der Verlust dieses Prestiges beschäftigt heute noch mehr Zeilen in der Stadtbeschreibung als die Reflexion, warum man damit auch gleich die wichtigen Handelsfunktionen verlor. Politisch interessant ist auch heute noch die „Lubliner Union“, ein Vertragswerk zwischen den litauischen und polnischen Herrscherhäusern, die beide vom Aussterben bedroht waren und sich zu einer Wahlmonarchie entschlossen. Das wird gerne als ein großer Schritt zu einer frühen Demokratie interpretiert, verfestigte aber nur die Interessenherrschaft des Adels. Damit sollte man heute aufrichtiger umgehen.

Hinweise auf den „neuen“ Geschmack des Industriezeitalters vor 120 Jahren
In der geschäftlich lebendigen Vorstadt Srodmiescie gibt es noch bauliche Zeugnisse von der industriellen Aufbruchstimmung zum Ende des 19. Jahrhunderts. Sie herauszustreichen ziert auch heute noch. In ihrer näheren Umgebung siedelten sich junge Geschäfte und Restaurants an, die mit Freundlichkeit und Eifer und mit guten Fachkenntnissen Kunden überzeugen können. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und möchte mehr von der Stadt erfahren.

auch so werden Angebote gesehen, aber die Touristen-Saison ist bereits vorbei
Dass auch „alte“ Mittel eingesetzt werden, verdeut- licht dieses Bild, das das Ende der Touristensaison einfach ignoriert. Trotzdem: Versuch macht kluch.
Und Mut machen auch Kenntnisse in der internationalen Kultur, die ich in der Unterstadt (ausgerechnet dort) fand: das Kraftschöpfen im Vertrauen der Japaner vor gut einhundertfünfzig Jahren mit dem Zitat von Hokusai´s „Die große Welle von Kanagawa“ (1831). Auf die gefährdeten Boote hat man schon mal verzichtet. In dieser Zeit war auch Japan innerlich zerrissen und wurde kurz darauf von den Amerikanern in das Zeitalter der Technik gerissen. Den Schwung der Welle sollte sich Polen zu Nutze machen.

Hokusai in Lublin