in Apulien, 28.09.2015
An diesem Wochenende gedenkt Italien (und nicht nur Italien) zweier syrischer Flüchtlinge; sie nahmen vor nahezu 2.000 Jahren die gleiche Route wie die Syrienflüchtlinge unserer Tage. Und leider erlitten sie auch ein ähnliches Schicksal wie manche der verzweifelten und dennoch couragierten Flüchtlinge dieses Jahres.
Es geht um die beiden Ärzte Cosma und Damiano. Ich würde sie gerne als Vorreiter von „Ärzte ohne Grenzen“ bezeichnen. Sie arbeiteten, also heilten, ohne Arbeits- oder Aufenthaltserlaubnis. Nach den nur spär- lichen Überlieferungen wurde ihnen genau das zum Verhängnis. Sie gaben als „Wirkstoff“ einzig ihren Glauben an, was dann manchen hochgestellten Klienten mit ihren Göttern Ärger einbrachte.
Die Zwillingsbrüder Cosma und Damiano kamen von Kyrrhos, das es heute nur noch als ausgegrabenes Ruinenstadt gibt, über Aleppo, Jerusalem, Konstantinopel auf den Balkan. Irgendwo da versuchte man sie auf verschiedene Arten zu Tode zu bringen. Das soll um 303 n.Chr. gewesen sein. Erst durch das, heute wieder eingeführte, Enthaupten konnten ihre Widersacher sie schließlich töten. Dadurch wurden sie zu Märtyrern – was uns alles heute irgendwie zeitgenössisch erscheint.
Die katholische Kirche hat die beiden Ärzte in ihren Heiligenkanon aufgenommen, obwohl es keine eigentliche Heiligsprechung gab.
Nach Rom kamen immerhin ihre Gebeine, vor allem ihre Köpfe. Die wanderten dann 965 n.Chr. weiter gen Norden nach Bremen, obwohl auch der Domschatz von Würzburg zwei Köpfe von Cosma und Damian sein eigen nannte.
Aus dem Bremer Dom sind die Köpfe, die in der Chormauer des Bremer Doms „wunderbarer Weise“ 1334 wieder entdeckt wurden, sehr viel später ohne Aufsehen und genetische Untersuchungen entfernt und beerdigt worden. Damals gab es schon keinen Bremer Erzbischof mehr, sondern ein lutherisches Domkapitel.

Nicht immer stehen die Brüder im hellen Licht, aber sie sind in sehr vielen Kirchen gern gesehene Gäste
Auch der Fluchtweg in den Norden, nach Deutschland, war von den beiden hochgeschätzen Heiligen lange vorgezeichnet. Warum haben nicht kenntnisreiche Würdenträger der Kirche uns rechtzeitig auf diese Umstände hingewiesen, zumal in jedem Jahr zwischen dem 25. und 28. September der Heiligen gedacht wird – und allein in Niedersachsen gibt es mit Ganderkesee, Goslar, Göttingen (Herbertshausen), Stade und Wunstorf ausreichend Verehrungsstätten, der beiden Mediziner, die in ihrer kurzen Lebenszeit (sie wurden entweder um 20 oder um 40 Jahre alt) sogar schon eine erfolgreiche Bein-Transplantation vorgenommen haben sollen.