Corona Kindertage

Corona-Spaziergänge mache ich, wie wir alle oder zumindest sehr viele, seit der Bewegungseinschränkung vor vier Wochen täglich. Ich erkunde die Ecken der Stadt, die gemeinhin nicht auf dem täglichen Bewegungsplan stehen. Ein historischer Allmende-Wald, der sich um unsere Innenstadt legt und ein Lauf- und Luftpolster für viele ist, hat seinen südlichsten Zipfel in angenehmer Entfernung.

Radfahrer, Fußgänger, Jogger, Mütter und Väter mit kleineren Kindern begegnen mir dabei. Und ich nahm auch sauber gelehnte oder gestapelte Äste wahr. Sie waren der Kontrast zu den wie achtlos liegen gelassenen grob geschnittenen Baumstämmen. Immer wieder verließ ich die Wege und stapfte  auf die Astgebilde zu. Sie erinnerten mich an die Hütten, die ich während meiner Kinderjahre  am Rande des Gartens und mit Freunden im nahen Wald baute. – Wer hatte sie hier angelegt? Die Waldarbeiter, deren Motorsägen ich immer wieder hörte, wohl eher nicht.

Ich sah und sehe die Gebilde, von denen ich gut ein Dutzend im Blickfeld von etwa 400 m entdeckte, als Hütten von spielenden Kindern an, eventuell auch als Schlafstellen von homeless, die sich ja auch gern solche Verstecke suchen. Dafür allerdings waren alle Hütten, die ich sah, zu unberührt.

Tatsächlich sah ich auch einen kindlichen Inspizienten bei einer der Hütten.

 

 

 

 

 

Jetzt, noch nach Tagen, erscheinen mir die Hütten wie ein von der Phantasie gebauter Spielplatz. Ich werde ihn nochmals besuchen.

Auf den Wegen durch die Stadt, aber auch vor meinen Fenstern entstanden weitere Kindheitserinnerungen: es wurde wieder mit Kreide auf Asphalt oder Steinen gemalt.

Als ich die ersten Pflastermalereien sah, waren die eigenen Versuche vor dem Elternhaus gleich wieder präsent; allerdings auch die Auflage der Mutter, am Abend mit Wassereimer und Schrubber die Malereien wieder zu tilgen. Leicht verwischt habe ich die aktuellen Malereien bei späteren Spaziergängen immer noch gesehen.

Mich erinnern manche der Pflastermalereien (wie dieses Beispiel) an Kirchenmosaiken aus dem 11. oder 12. Jahrhundert – Otranto fällt mir da als sehr gutes und interessantes Beispiel ein.

 

 

 

 

 

 

Die Straße als Raum für Betätigung wird aber nicht nur von Kindern und Jugendlichen entdeckt. Auch einer meiner Nachbarn stellte fest, dass Anregungen direkt vor der Haustür liegen können. Er nahm ein frisches T-Shirt, eine Pappe, Farbe und einen Pinsel und färbte einen eisernen Deckel vor dem Haus blau ein. Dann legte er das T-Shirt über diesen „Druckstock“, rieb kräftig und hatte ein neues Tattoo-Muster für die Brust.

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „Corona Kindertage

  1. ellentn

    Auch ich erinnere mich gut an die Strassenmalereien, besonders auch daran, als ich „Lisa ist doof“ auf die Strasse schrieb und es, wie Du auch, mit Schrubber und Wasser abwaschen musste! Das ist das Schöne, dass diese kleinen, einfachen Dinge wieder interessant werden für die Kinder. Das gibt Hoffnung! Und die Idee mit dem T-Shirt finde ich großartig! Nachmachen!

    Antwort

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