24. Januar 2016
Ich war früh in Ueno. Um 7.00 Uhr war ich in Minami-Osawa Station, am Fuße der Metropolitan University in den Zug gestiegen, kurz vor 9.00 Uhr war ich in Ueno. Auf Stadtkarten im Internet läßt sich die Ausdehnung von Tokyo nicht abschätzen, jede Entfernungsangabe ist dabei nur Gefühl – oder die Angabe von Fahrtzeiten.
Die beiden Zßge für die Fahrt nach Ueno waren Zubringer für di8e Citynahen Büros: dunkel gekleidete Herren, wenige Damen, ebenfalls dunkel gekleidet, schweigend und immer wieder erneut zhusammenrückend. Auch wenn ich meinte, nun wäre der Waggon voll, drängten vom Bahnsteig nochmals 20 Passagiere nach. Niemand hatte eine Kopfbedeckung auf, fast alle aber hatten den gleichen Haarschnitt. Gedrängelt wurde schweigend. Ein- und Aussteigen ging ohne Hektik. Selbst aus der hintersten Ecke kamen die Fahrgäste während des Aufenthalts heraus und herein.
Auf den Bahnhof verlief sich alles rasch, nur ich stand ein wenig verloren herum. Es war zu früh für die Museen und die Sonne schien verlockend. Ich wollte noch meine Rail-Passes einlösen und mußte dafür warten. Der Schalter öffnete erst um 9.00 Uhr. Zeit zum Umschauen.
Das erste, was mir auffiel, waren drei bronzene Frauenakte, die sich auf einer Säule tanzend nach allen Seiten zeigten. Sie stehen im Schatten – man kann sie leicht übersehen, zumal sie in doppelter Höhe die Reisenden überragen.
Sie sind realistische gestaltet und nackt. Sie können die drei Grazien darstellen oder das Urteil des Paris nachstellen – wer ist die Schönste im ganzen Land.
The train station greeted me with three naked figures on top of a column high above my head. It was dark around the ladies and nobody gave attention. Some japanese word did not give me information whether they are Gracies or the Goddes Paris had to choose the pretties out of.
Only some steps further on the next naked woman was greeting me.
In hellerem Licht grüßte mich nur wenige Schritte weiter eine weiter Nackte. Sie erinnert mich an die „Sonnenanbeterinnen“ der Wandervogel und Nudistenbewegung der frühen Jahre des vergangenen Jahrhunderts und natürlich auch an Brückemaler und KdF Broschüren. Eine japanische Inschrift konnte mich nicht auf den rechten Weg des Verständnissen bringen.

the next nude figure at the Ueno Station, reminding emphasis of the early 20. century and the Wandervogel
Immerhin fiel mir der sehr knappe Kommentar von Pierre Loti, dem Autor der „Madame Chrysanthème“, der Urform der „Madame Butterfly“, ein, der sich wunderte, wie selbstverständlich um die vorletzte Jahrhundertwende das Nacktsein in Japan öffentlich gepfl
egt wurde (beim wöchentlichen Baden) und zieht daraus ein wenig resigniert den Schluß: „Wenn eine Japanerin ihr langes Kleid und den breiten Gürtel mit den hübschen Schleifen abgelegt hat, so bleibt nichts übrig als ein gelbes unscheinbares Wesen mit dünnen, krummen Beinen und schmalem birnförmigen Busen. Mit dem letzten Kleidungsstück schwindet auch der letzte Reiz, der stets nur in der Toilette lag.“
Die Gegensätze zwischen den alten, traditionellen, Formen der visuellen, ästhetischen Erinnerung und des Lebens nach Industriealisierung und den Kriegen des 19. und 20.Jahrhunderts, lassen sich weder aufheben noch einebnen. Für den Europäer beschreiben sie zwei Welten, für den Japaner auch?
The contradiciton between old and traditionell Japanese forms of esthetic rememberance and forms of the machine age and the European beauty in art can not be solved.
But I felt that there are charming bridges between both forms of esthetic: the example down I understood as a confusing naturalism. Try to find out the scienery.
Zum Tost gibt es auch ästhetische Brücken über die Flüsse der Zeiten: diese farbige Schnitzerei aus dem späten 17. Jahrhundert erschien mir als ein verwirrender und doch überzeugender Naturalismus. Das das nicht ein schönes Landschaftsidyll?