8. – 10.04. 2014 Rovereto im Trentino 1. Teil
Als wir nach einer zehnstündigen Zugfahrt ausstiegen, entfuhr mir der Satz „Und hier wollten wir hin!?“.
Ein recht trostloser Bahnhof empfing uns, er erinnerte mich an den früher mal durch 400 Passagierzüge stark freqentierten Bahnhof von Wanne-Eickel. Heute versinkt er ins Grau und Grauen.
Ich kam mit mehr Melancholie als Abenteuerlust an.
Der Weg zum Hotel war nicht weit, der Corso Rosmini eine verschlafene Prachtstrasse, die Häuser respektabel in gründerzeitlichem Gewand und der Empfang im 4-Sterne-Hotel trotz Nebensaisonspreisen sehr zuvorkommend.
Ein erster Rundgang durch die nahen Strassen vermittelte eine sympathische Atmosphäre. Wieder Eingewöhnen in das Kaffeetrinken im Stehen.
Lässt man sich mit em Gang der Einwohner treiben, werden die Strassen rasch vertraut. Da braucht es schon nach dem ersten Durchstreifen Abenteuerlust, die Wege ins „Hinterland“ zu betreten.
Erst einmal zog mich auf der Einkaufsstrasse Via Garibaldi dieses farbenfrohe Schaufenster immer wieder an. So neonfarben schön kann das Leben sein.
Schaufenster in Italien sind immer wieder ein ästhetischer Genuss; sie sind verspielt und durchaus auch anzüglich. Sie bleiben dennoch in der gesellschaftlichen Balance (auch wenn Berlusconi die arg strapaziert hat).
Architekturen bilden die Runzeln und Falten eines Stadtgesichts. Sie sind nicht unbedingt liebenswert, doch immer sprechend.
Die Spaziergänge durch die Straßen waren allem gewidmet, was eine Stadt ausmacht, vor allem natürlich der Architektur. Das 19. Jahrhundert war prägend für das Gesicht dieser Stadt, aber es war nie nur diese Mode. Auf mediterane Weise spielten man gern mit Altem und noch Älterem. Da stand dann dazwischen auch eine Turnhalle mit deutlich faschistischer Linienführung, eng an eine Schule glehnt, die der Architektur Erich Mendelsohn einiges abgesehen hat.
Beide Gebäude sind wuchtig gebaut, sind Nachbarn an parallelen Strassen und bleiben unaufdringlich. Hier brüstet sich niemand mit einer Ideologie.
Jede Straße scheint ihr eigenes Binnenklima zu haben. Die Beispiele liegen alle nur fünf bis höchstens zehn Gehminuten auseinander.
Die wunderbaren Blumen-und Flechtgirlanden sind gefaked, sie versetzen das Sparkassengebäude am Ende des Corso Rosmini in einen Traum von der guten alten Zeit.
Nicht die Architektur verwirrt die Sinne, wenn man durch die Strassen schlendert, eher die sich übelöagernde Ornamentik der ästhetisch verbrämten Sicherheitsgelüste.
Es folgt ein zweiter Teil.